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Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: "Folge 8 der unheimlichen Serie"
Mi, 04.06.25 16:16· Quelle: dpa-AFX
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anlegerinnen und Anleger gewöhnen sich an vieles: Mit den zurückgehenden Schwankungen wächst der Optimismus. Der Antrieb für die Kursgewinnen kommt nach Einschätzung von Joachim Goldberg aus einer anderen Richtung.
4. Juni 2025. Zwischen dieser Erhebung und der vorherigen hat der DAX gerade einmal eine Range von 2,3 Prozent produziert. Man muss schon bis Ende Januar dieses Jahres zurückgehen, um eine noch engere Handelsspanne zwischen zwei Sentiment-Erhebungen zu finden. Und das, obwohl Donald Trump auch während der vergangenen Handelstage die Schlagzeilen nicht nur bei den Finanznachrichten beherrscht hat.
Aber selbst die Börsianer hierzulande scheinen sich an neue Zoll-Androhungen längst gewöhnt zu haben. Man verlässt sich darauf, dass der US-Präsident wirtschaftlich aggressive Maßnahmen erst ankündigt, um sie später wieder zu relativieren oder ganz zurückzunehmen. Was zuletzt mehrfach dazu geführt hat, dass durch Trump?sche Drohungen ausgelöste Rücksetzer an den Aktienmärkten schnell wieder wettgemacht wurden. Ein Muster, das Börsianer nicht nur hierzulande ausgenutzt haben sollen und das mittlerweile mit "TACO-Trade" umschrieben wird. TACO steht für "Trump Always Chickens Out", eine nicht gerade schmeichelhafte Wortschöpfung (to chicken out ist gleichbedeutend mit "im letzten Moment vor etwas kneifen") für das beschriebene Verhalten des US-Präsidenten.
Rücksetzer und Rückkäufe
Unterdessen hat der DAX seit unserer vergangenen Sentimenterhebung zwar einen Rücksetzer von rund 2,3 Prozent produziert, aber denselben komplett wieder aufgeholt, so dass das Börsenbarometer gegenüber dem vergangenen Mittwoch unverändert dasteht und damit zum achten Mal hintereinander eine Sentiment-Woche ohne Verlust abgeschlossen hat. Eine fast schon unheimlich anmutende Serie. Den zwischenzeitlichen Rücksetzer haben vermutlich ein Teil der von uns befragten institutionellen Investorinnen und Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont zu Rückkäufen genutzt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +6 gestiegen. Zum einen, weil das Bärenlager um 6 Prozentpunkte aufgrund von vermutlich profitablen Rückkäufen geschrumpft ist. Da es auch bei den Bullen einen Rückgang von 2 Prozentpunkten gegeben hat, ist die Gruppe der neutral eingestellten Akteure um 40 Prozent gegenüber der Vorwoche gewachsen.
Auch bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung leicht verbessert, wodurch der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels um 3 Punkte anzieht, der neue Stand liegt bei +14. Die Veränderung geht in erster Linie auf vormals bearish eingestellte Anlegende zurück (3 Prozent aller Befragten), die sich an die Seitenlinie zu den neutral eingestellten Akteuren begeben haben. Bei den Anlegenden, die wir über Social Media befragen, war diese Tendenz sogar noch etwas stärker ausgeprägt.
Keine Lust auf TACO
Am Ende ist also die Stimmungsdifferenz zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren minimal geschrumpft, und in beiden Panels ist ein leichter Optimismus festzustellen. Dabei sind die institutionellen Investoren in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate sogar etwas positiver eingestellt. Es ist allerdings nicht überliefert, ob die heimischen Investoren vorgenannter TACO-Strategie gefolgt sind. Wahrscheinlich haben die vorübergehenden Kursverluste bei einigen Pessimisten zu Gewinnmitnahmen geführt, ohne dass politische Motive dafür den Ausschlag gaben.
Damit hat sich an der Sentiment-technischen Situation des DAX nur wenig geändert - erste Gewinnmitnahmen der sich leicht in der Überzahl befindenden Optimisten erwarten wir nach wie vor im Bereich von 23.400/450 DAX-Zählern. Allerdings sollte dieses Angebot nur eine kurzzeitige Behinderung für den Aufwärtstrend des DAX darstellen. Denn es sind nach wie vor nicht die heimischen Investoren, deren Positionen diesen Trend antreiben. Vielmehr dürfte das Börsenbarometer in erster Linie von der Nachfrage langfristig orientierter Investoren, vornehmlich aus dem Ausland, profitieren. Ein Blick auf den festen Euro gegenüber dem US-Dollar bestätigt diese Hypothese. Gerade in den USA wird die dortige politisch-ökonomische Situation, vor allem die drohende Neuverschuldung, zunehmend mit Argwohn gesehen, woraus sich die seit Wochen laufende Kapitalbewegung in Richtung Eurozone speist.
von Joachim Goldberg
4. Juni 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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