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Krise auf der Schiene
Berlin (dpa) - Mit ersten Erfolgen stemmt sich die Deutsche Bahn gegen eine Vielzahl von Krisen. Die Verluste haben sich im ersten Halbjahr deutlich reduziert, die Sanierung vielbefahrener Schienenkorridore schreitet voran. Und für die Ertüchtigung des Netzes steht zumindest in den nächsten Jahren deutlich mehr Geld zur Verfügung. Doch der Weg zu einem funktionierenden Bahnsystem ist noch weit.
Die Züge sind weiter rekordverdächtig unpünktlich und im Fernverkehr auch nicht so stark ausgelastet wie erhofft. Der strenge Sparkurs sorgt zudem innerhalb der Belegschaft für Unruhe. «Das erste Halbjahr 2025 war geprägt von großen Fortschritten, die wir im Bereich Wirtschaftlichkeit gemacht haben», sagt dazu Bahnchef Richard Lutz. «Aufgrund der hohen Bautätigkeit und einer immer noch schlechten Anlagenqualität schlagen sich diese Maßnahmen aber noch nicht so in der Pünktlichkeit nieder, wie wir uns das wünschen.»
Fahrgäste spüren nichts von ersten finanziellen Verbesserungen
63,4 Prozent aller Fernzüge kamen im ersten Halbjahr ohne größere Verzögerung ans Ziel. Damit liegt der Konzern bisher unter dem für dieses Jahr ausgegebenen Ziel von mindestens 65 Prozent und rangiert weiter am untersten Rand aller Pünktlichkeitswerte seit der Bahnreform 1994. Hauptursache ist das überlastete und an vielen Stellen überalterte Schienennetz.
Die für die Infrastruktur zuständige Tochter DB InfraGo steckt deshalb 350 Millionen Euro zusätzlich in die Erneuerung von Anlagen und die Instandhaltung der Infrastruktur. Das Geld soll in großen Teilen aus dem Sondervermögen der Bundesregierung genommen werden.
Trotz der für Fahrgäste angespannten Situation bei der Infrastruktur legte die Nachfrage im ersten Halbjahr zu: 943 Millionen Reisende waren im Fern- und Regionalverkehr des Konzerns unterwegs - rund 24 Millionen Fahrgäste mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Im Fernverkehr wurden 66,3 Millionen Reisende gezählt (plus 2,1 Millionen). Ob zum Fahrplanwechsel im Dezember erneut die Fahrpreise steigen, ist Lutz zufolge bisher nicht entschieden.
Verluste verringert
Trotz steigender Nachfrage hat die Bahn im ersten Halbjahr unterm Strich einen Verlust von 760 Millionen Euro eingefahren. Immerhin: Im Vorjahreszeitraum war das Minus noch um etwa eine Milliarde Euro größer. Grund für die Verbesserung sei neben den eigenen Sparanstrengungen auch eine Übernahme von Baukosten durch den Bund, die die Bahn für Sanierungsarbeiten vorgestreckt hatte. Die Bahn halte am Ziel fest, in diesem Jahr im operativen Bereich wieder auf schwarze Zahlen zu kommen, betonte der kommissarische Finanzvorstand Martin Seiler.
Die Sparbemühungen gehen auch zulasten der Belegschaft: Das Sanierungsprogramm sieht vor, bis 2027 rund 10.000 Stellen vor allem in der Verwaltung abzubauen. Die Stimmung der Beschäftigten sei auf einem Tiefpunkt, betonte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, Martin Burkert. Es fehle an Personal, die Arbeit verdichte sich, und die wirtschaftliche Unsicherheit belaste zusätzlich. «Das aktuelle Sanierungsprogramm mag kurzfristig die Bilanzen verbessern, aber es darf dem Betrieb nicht langfristig schaden.»
Die zwei Sorgenkinder
Zu den größten Sorgenkindern innerhalb des Konzerns gehören der Fern- sowie der Güterverkehr. Die seit Jahren kriselnde Transport-Tochter DB Cargo muss schon im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben, so hat es die EU-Kommission im Rahmen eines Beihilfeverfahrens bestimmt. Zwar hat das Unternehmen unter der Leitung von Sigrid Nikutta die eigenen Verluste deutlich reduziert. Dennoch stand nach den ersten sechs Monaten ein operatives Minus von rund 97 Millionen Euro.
Auch im Fernverkehr fielen Verluste an - wenn auch deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum. Während der Geschäftsbereich bei Pünktlichkeit und Zugauslastung den eigenen Zielen hinterherläuft, liegt er beim Ergebnis über dem Plan.
Beide Töchter sind derzeit abhängig von Bundesmitteln, mit der die zuletzt stark gestiegene Schienenmaut ausgeglichen werden soll. Für den Fernverkehr zeigte sich Lutz zuversichtlich, dass die Branche für 2026 die gewünschten 200 Millionen Euro bekommen wird. Für das laufende Jahr sind im Bundeshaushalt bisher dagegen nur 105 Millionen Euro vorgesehen. Beim Güterverkehr klafft für beide Jahre noch eine deutliche Lücke zwischen den Planungen des Bundes und den Wünschen der Branche.
Sanierung des Netzes geht weiter
Bis Mitte der 2030er Jahre will die Bahn rund 40 vielbefahrene Strecken grundlegend sanieren. Start war im vergangenen Jahr auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Derzeit läuft die Sanierung der Strecke Emmerich-Oberhausen, am Freitagabend beginnen die Arbeiten zwischen Hamburg und Berlin. Weil die Strecken dafür jeweils monatelang voll gesperrt werden, stößt das Konzept bei den Wettbewerbern auf Kritik. Der Güterverkehr muss teils lange Umwege hinnehmen, was mit Umsatzeinbußen einhergeht.
Die sogenannten Generalsanierungen kosten zudem viel Geld. Allein die Sanierung der Riedbahn verschlang rund 1,5 Milliarden Euro. Für die deutlich längere Strecke Hamburg-Berlin sind 2,2 Milliarden Euro veranschlagt. Das Geld kommt vor allem vom Bund, der die Mittel mit dem schuldenfinanzierten Sondervermögen für die Infrastruktur in den nächsten Jahren noch einmal deutlich aufgestockt hat.
«Das ist eine gute Botschaft», betonte Lutz. Gleichwohl warnt er erneut davor, dass insbesondere ab 2027 weiterhin finanzielle Lücken drohen, um die Infrastruktur so zu sanieren und auszubauen, wie das notwendig wäre. «Vor dem Hintergrund, was müsste eigentlich investiert werden, damit es gut wird, werbe ich nach wie vor dafür, ab 2027 sukzessive mehr Gelder bereitzustellen.»
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