DUBAI (dpa-AFX) - Der Leiter des Berliner Büros des UN-Welternährungsprogramms, Martin Frick, fordert eindringlich Fortschritte beim Klimaschutz. "Wir haben jetzt noch sechs oder sieben Jahre, um das Ruder beim Klimawandel herumzureißen. Dann drohen mit dem Erreichen von Kipppunkten drastische und irreparable Konsequenzen", sagte Frick der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Weltklimakonferenz in Dubai. "Der Ausstoß an Treibhausgasen steigt weltweit weiter. Das ist Selbstmord auf Raten."
Beim Thema Ernährungssicherheit gebe es kein Produktions- sondern ein Verteilungssystem, sagte Frick - bisher. "Aber das kann sich wegen der Klimakrise bald sehr schnell ändern, so dass es wirkliche Knappheiten gibt."
Den Vereinigten Arabischen Emiraten, die als Ölstaat in diesem Jahr die Konferenz leiten, bescheinigte Frick Engagement, zum Beispiel bei politischen Erklärungen zur Ernährungssicherheit, die am Rande verabschiedet wurden. "Aber die Gretchenfrage ist doch "Wie hältst du es mit fossilen Energien?". Und da muss sich zeigen, ob das Abschlussdokument ein Bekenntnis zum Ausstieg enthält." Die Klimakonferenz soll regulär am Dienstag enden und ist damit in der entscheidenden Phase. Verlängerungen sind aber üblich.
"Wir können noch so viel Geld für den Ausgleich von Klimaschäden und zur Unterstützung von Ländern beim Umgang mit dem Klimawandel ausgeben - wenn wir es nicht schaffen, den Ausstoß an Treibhausgasen dramatisch zu senken, wird das niemals reichen", betonte Frick. Er erinnerte auch daran, dass selbst ein schwarz auf weiß beschlossener Ausstieg von niemandem erzwungen werden kann. "Sowas funktioniert am Ende nur durch politischen Druck der Staaten untereinander."
Zwar seien Finanzzusagen, die häufig bei Klimagipfeln bekannt gegeben werden, wertvoll, sagte Frick. Vieles ließe sich aber auch beschönigen, etwa in dem Gelder doppelt verbucht würden. Nicht alle Geber seien so zuverlässig wie Deutschland. "Wenn alle Finanzzusagen aus 28 Jahren Klimakonferenzen Realität geworden wären, würden wir schon heute in einer Welt leben, in der niemand mehr hungern würde und arm wäre."
Dazu, dass mit Aserbaidschan im kommenden Jahr ein weiterer Öl-Staat die Klimakonferenz ausrichtet, sagte Frick: "Das ist ein schwieriges Signal, denn wir müssen dringend raus aus den fossilen Brennstoffen."
Frick hat nach eigenen Angaben an fast allen Klimakonferenzen seit 2007 teilgenommen, häufig in verschiedenen Funktionen bei den Vereinten Nationen./hrz/DP/zb