Der Mythos vom Homo oeconomicus Der Mythos vom Homo oeconomicus

Der Mythos vom Homo oeconomicus

Der Mensch ist kein rationaler Eigennutzenmaximierer, sagt die Behavioral Finance. Denn er lässt sich stark von Gefühlen leiten. Doch was bedeutet das für Anleger?

Generationen von BWL- und VWL-Studenten haben gelernt, dass der Mensch ein Homo oeconomicus sei. Kein Wunder. Die klassische Kapitalmarkttheorie geht in vielen ihrer Modelle von der Annahme aus, dass es sich beim Menschen um ein rein rational denkendes Individuum handelt. Es trifft unter Berücksichtigung sämtlicher vorhandener Informationen rein eigennutzenmaximierende Entscheidungen. Emotionen werden vollständig ausgeblendet.

Doch die Zeiten ändern sich. Immer mehr Wissenschaftler und Finanzexperten bezweifeln diese Annahme und werfen den alten Denkern vor, grundlegende Aspekte der menschlichen Psyche und der sich daraus ergebenden Implikationen übersehen zu haben. Der Mensch hat eben Emotionen und von denen lässt er sich beeinflussen.

Der Mensch entscheidet nach seinen Präferenzen

Die Behavioral Finance als Teil der Wirtschaftswissenschaften beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen, wenn sie Finanzentscheidungen treffen. Vertreter dieser Disziplin sind der Überzeugung: Der Mensch ist kein rationaler Eigennutzenmaximierer. Er handelt nur begrenzt rational – auch bei der Umsetzung seiner Präferenzen.

Zudem verfügt der Mensch nie über sämtliche Informationen und könnte diese auch gar nicht kognitiv verarbeiten. Vielmehr filtert der Mensch nach der selbst wahrgenommenen Wichtigkeit die Flut der Informationen und trifft so – gefärbt durch die eigene Meinung – Entscheidungen.

Anlegerfehler durch Emotionen

Doch was bedeutet das für Investoren? Viele Anlegerfehler können entstehen, weil Menschen Geld emotional anlegen. Im Nachhinein lässt sich feststellen, dass steigende Aktien viel zu spät gekauft oder zu früh verkauft wurden, fallende Aktien wiederum zu spät verkauft wurden. An Verliereraktien ist zu lange festgehalten worden oder es wurde zu oft gehandelt, sodass die Gebühren die Gewinne auffraßen.

Dabei kann es bei Wertpapierinvestments entscheidend sein, dass die einmal gewählte Strategie auch durchgehalten wird. Einem Homo oeconomicus würde das nicht schwerfallen. Dem Menschen schon. Doch während der Mensch kein Homo oeconomicus ist, erfüllen Robo-Advisor viele Charakteristika eines rationalen Anlegers. Sie lassen sich beispielsweise nicht von Gefühlen wie Angst, Gier oder Unentschlossenheit leiten, sondern entscheiden stets auf Basis der vorhandenen Daten.

Robo-Advisor maximieren Nutzen für den Kunden

Sie legen das Geld der Kunden nach einer festgelegten Strategie an und setzen die vorher programmierten Anlageregeln um. Das betrifft Regeln wie die Streuung von Risiken genauso wie das Ausbalancieren eines Portfolios, wenn sich die einzelnen Gewichte durch Kursveränderungen verschoben haben. Digitale Vermögensverwaltungen können somit uneigennützig, rational und zielstrebig die Nutzenmaximierung für den Kunden verfolgen.