Politik verunsichert Märkte: Wie Anleger jetzt einen kühlen Kopf bewahren Politik verunsichert Märkte: Wie Anleger jetzt einen kühlen Kopf bewahren

Politik verunsichert Märkte: Wie Anleger jetzt einen kühlen Kopf bewahren

Seit der Finanzkrise 2008 hat der Einfluss der Politik auf das Börsengeschehen zugenommen. Und auch 2019 prägen Regierungen die Agenda an den Märkten: Welche Wirkung haben zum Beispiel die Handelspolitik des US-Präsidenten und der Brexit? Haben politische Börsen immer noch kurze Beine?

Es ist mittlerweile ein altbekanntes Szenario: Beim morgendlichen Griff zum Smartphone warten schon die neuesten Tweets des US-Präsidenten – an einem Tag schlägt dieser vor, die USA könnten Grönland kaufen, an einem anderen droht er mit neuen Strafzöllen. Entsprechend häufig startet der Tag an den Märkten bereits mit Unruhe.

Sorge vor globaler Rezession

Aus der Unruhe sind längst Fakten geworden. Der Handelskonflikt zwischen Donald Trumps USA und China belastet zusehends die globale Konjunktur. Der Indexwert für das Weltwirtschaftsklima, erhoben vom ifo Institut, ist im dritten Quartal um 7,7 Punkte auf minus 10,1 Punkte gefallen. Der Wert spiegelt die Erwartungen von Wirtschaftsexperten aus 116 Staaten für das weitere ökonomische Wachstum wider. Auch der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland ist im August gefallen, von 95,8 auf 94,3 Punkte – und damit auf den niedrigsten Stand seit November 2012.

Rütteln an der Unabhängigkeit der Notenbank

Zur Unsicherheit trug zudem das Geschehen um die US-amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve (Fed), bei. Zwar hatte Notenbankchef Jerome Powell Ende Juli aus Sorge um die Konjunktur zum ersten Mal seit der Finanzkrise des Jahres 2008 die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. In der Regel reagieren die Finanzmärkte positiv auf niedrigere Zinsen, da diese Investitionen erleichtern und somit helfen können, die Wirtschaft anzukurbeln. Diesmal jedoch kam es anders: Unmittelbar nach dem Zinsschritt stieg der Außenwert des US-Dollars, während zugleich die Aktienkurse fielen. Verantwortlich dafür machten Marktbeobachter vor allem widersprüchliche Äußerungen von Notenbankchef Powell über die weitere Strategie der Fed in der Pressekonferenz zur Zinssenkung.

Auch US-Präsident Donald Trump beteiligte sich an der Debatte: Er fordert weitere drastische Schritte und fragt dabei, ob China oder US-Notenbankchef Jerome Powell eigentlich der „größere Feind“ des amerikanischen Volkes sei. An der Unabhängigkeit der Notenbank zu rütteln, forciert die Unsicherheit an den Märkten.

Harter Brexit und die Folgen

Auch in Europa können politische Entscheidungen Einfluss auf die Märkte nehmen: Am 31. Oktober könnte es zum harten Brexit kommen. Doch welche Auswirkungen hätte ein Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union ohne Vertrag?

Großbritannien würde über Nacht seinen Platz in der Zollunion mit der EU verlieren. Danach würden die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) gelten, was viele Import- und Exportzölle nötig machen würde. Allein in Deutschland hängen laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) etwa 750.000 Arbeitsplätze von den Exporten nach Großbritannien ab.

Auch die britische Exportwirtschaft würde in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Kreditversicherer Euler Hermes erwartet, dass Großbritannien im ersten Jahr nach dem Brexit Ausfuhren im Wert von rund 30 Milliarden Pfund (rund 33 Milliarden Euro) verlieren wird. Die Bank of England rechnet zudem mit einem Wertverlust des Pfunds um 25 %.

Die Welt ist also voller (politischer) Risiken. Doch Anleger haben mit Aktien in der Vergangenheit auch deshalb über längere Zeit hinweg immer wieder höhere Renditen erzielt als mit anderen Anlageklassen, weil sie bereit waren, diese Unsicherheit auszuhalten. Hierbei ist es sehr wichtig, sich der Risiken der Geldanlage in Wertpapiere bewusst zu sein und das Portfolio entsprechend breit zu streuen – am besten weltweit. Ein Anlagehorizont über das nächste mögliche Brexit-Datum oder den nächsten Wahltermin hinaus kann für Investoren daher entscheidend sein: Politische Börsen sind vom Tagesgeschäft getrieben und haben genau aus diesem Grund kurze Beine. Langfristige Anleger dagegen haben eines – einen langen Atem.