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Die digitale Revolution des Kunstmarkts

 

Die Corona-Krise stellte einige Branchen auf den Kopf – so auch den Kunstmarkt. An Versteigerungen oder Ausstellungen war zu Beginn der Pandemie nicht mehr zu denken. Dieser Umstand ließ Künstler und Auktionshäuser kreativ werden: Eine digitale Revolution in zweierlei Hinsicht war die Folge.

Während verschiedene Kunstformen wie Musik und Filme bereits seit Jahren vor allem digital konsumiert werden, blieben Malerei und Bildhauerei analog und zum Anfassen. Doch die Corona-Pandemie beschleunigte auch die Digitalisierung in der Kunstbranche. Galerien mussten schließen, Auktionen abgesagt werden und die Akteure mussten sich neu erfinden. So fanden Vernissagen und Versteigerungen vermehrt online statt. Und plötzlich schaute auch ein junges Publikum zu. Der Grund: Crypto Art und NFTs (Non-Fungible Tokens).

Kultur in der Krise
Renommierte Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s haben zwar schon seit längerem digitale Angebote, allerdings etablierten sich im vergangenen Jahr auch neue Online-Kunstplattformen wie Artnet und Artsy. Im Grunde funktionieren sie wie einschlägige digitale Marktplätze: Kunstliebhaber können anhand verschiedener Parameter Objekte suchen, die ihrem Stil und ihrem Geldbeutel entsprechen. Vor allem für junge und aufstrebende Künstler war das ein Segen. In Fachkreisen werden sie „Emerging Artists“ genannt – in Anlehnung an den Begriff „Emerging Markets“. So bezeichnen Finanzexperten Schwellenmärkte, die einen Anstieg von inländischen und ausländischen Investitionen aufweisen.

Auf einmal waren die Nachwuchskünstler weltweit für alle Interessierten zu finden und vor allem ihre Werke auch zu kaufen. Darüber hinaus war es potenziellen Käufern nun möglich, an interaktiven Live-Führungen durch digitale Galerien teilzunehmen oder den Künstlern beim Arbeiten via Social Media über die Schulter zu schauen. Auch Tools, die nachvollziehen lassen, ob das Objekt der Begierde an den Wunschort passt, waren für Interessierte neu. Doch diese Maßnahmen allein sollten nicht reichen, um die stark gebeutelte Branche über Wasser zu halten. Im Jahr 2020 brach der weltweite Umsatz um 22 % ein und fiel auf 41,9 Milliarden Euro.

Hype oder eine (bald) etablierte Kunstform?
Vor allem die digitale Kunst brachte Galeristen und Auktionshäusern die dringend benötigten Einnahmen. Der Markt für Crypto Art schnellte in ungeahnte Höhen: Allein in den ersten 5 Monaten des Jahres 2021 soll mit NFTs ein Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet worden sein. Doch was sind diese Non-Fungible Tokens überhaupt? Auf Deutsch sind NFTs „nicht austauschbare Wertmarken“ und sie basieren auf der Blockchain-Technologie. In der Blockchain wird ein Zertifikat hinterlegt, das Echtheit und Besitzer fälschungssicher und nicht austauschbar garantiert. Zwar können die NFT-Kunstwerke beliebig oft kopiert werden, das Original besitzt aber nur eine Person. Das lässt die Preise nahezu explodieren: Im März 2021 wurde bei Christie’s erstmalig ein Kunstwerk auf NFT-Basis verkauft und brachte rund 57,8 Millionen Euro ein. Das Bild des Künstlers Beeple zeigt eine Collage aus 5.000 Bildern und erstreckt sich auf 21.069 x 21.069 Pixel. Die Bilder sind für jeden frei zugänglich auf Tumblr zu sehen. Nur eben nicht das Original – mit Echtheitszertifikat in der Blockchain. Der Verkauf über das renommierte Auktionshaus zeigt, dass die Kunstform es in die Mitte der Szene geschafft hat. Neben den Einnahmen hat der Aufstieg der Crypto Art einen weiteren Vorteil für die Kunstbranche. Sie lockt ein neues, bisher als wenig kunstinteressiert geltendes Publikum an: Vor allem junge, technikaffine Menschen hegen eine große Begeisterung für NFTs. Der rasante Aufstieg der digitalen Kunst zieht aber auch eine andere Frage nach sich: Eignen sich die digitalen Sammlerstücke als Investmentobjekte?

Kunst bleibt spekulativ
Rasante Umsatzsteigerungen sind verlockend und lassen viele Anleger darüber nachdenken, in NFTs zu investieren. Der Verkauf der Tokens kann hohe Gewinne einbringen – allerdings hängt die Aussicht auf hohe Erträge auch immer mit Risiken zusammen. Zum einen ist der Markt noch sehr jung und die Zukunft ungewiss, zum anderen basieren die Preise ausschließlich auf einem emotionalen Sammlerwert. Das unterstreichen auch die Expertenmeinungen aus der Branche: Sie reichen von aussichtsreichen Zukunftsvorhersagen bis hin zur Schwarzmalerei.