„Buy on bad news, sell on good news“

Börsenweisheiten wie diese gibt es zahlreiche. Doch was nützen sie in Krisenjahren? Was hinter den passendsten Bauernregeln der Börse für 2020 steckt.

„Viele Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.“ Bauernregeln von dieser Art gibt es zuhauf. Das ist vielleicht auch der Vorteil, denn dann lässt sich je nach Wetterlage immer die richtige finden. Ähnlich viele Weisheiten existieren in der Börsenwelt. Doch passen einige davon zum turbulenten Börsenjahr 2020, wo bereits viele Prognosen falsch waren? Wir haben uns 3 Börsenweisheiten genauer angeschaut.

1. „Buy on bad news, sell on good news“
Aktien bei schlechten Neuigkeiten kaufen und bei guten verkaufen: Dieses Börsensprichwort klingt wie gemacht für die Zeit der Corona-Pandemie. Denn schlechte Nachrichten waren im Frühjahr zahlreich. So einige Unternehmen kamen durch die Krise ins Straucheln und boten vielen Anlegern damit Gelegenheit, sich antizyklisch zu verhalten und womöglich günstig Anteile zu erwerben. Natürlich mit dem Ziel, von Kurssteigerungen zu profitieren, wenn sich die Aktien wieder erholen.

Trotzdem lohnt es sich, dieses Sprichwort nicht sofort bei den ersten „bad news“ in die Tat umzusetzen. Viel eher empfiehlt es sich, eine Nachrichtenlage – ganz gleich, ob sie gut oder schlecht ist – über einen gewissen Zeitraum zu beobachten. Denn es gibt immer wieder Ausnahmen von solchen Regeln: Hätten beispielsweise Anleger im Jahr 2000 bei den ersten schlechten Nachrichten Aktien gekauft, hätten sie kurze Zeit später, als die Aktienmärkte durch das Platzen der Internetblase einbrachen, schlecht ausgesehen. Hinzu kommt, dass Anleger die Lage eines Unternehmens wirklich bewerten können müssen, um sich für oder gegen einen Kauf bei fallenden Kursen zu entscheiden. Wer als Privatanleger auf die Trendwende einer Aktie setzt, muss sich also täglich selbst mit dem Börsengeschehen und der Wirtschaftslage beschäftigen oder aber sich extern Hilfe suchen, um das Sprichwort vermeintlich richtig anwenden zu können.

2. Die Börse, der Hund
Börsenexperte André Kostolany sagte einst: „Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit einem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann geht langsam und gleichmäßig, der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund ist die Börse.“ Um es mit einfachen Worten zu sagen: Dauerhaft kann es der Börse nicht viel besser oder schlechter gehen als der Wirtschaft, da sie wie Hund und Herrchen zusammengehören. Dass hier zweifelsohne eine Verbindung besteht, zeigte auch die Entwicklung in diesem Frühjahr. Die Liquiditätshilfen der Notenbanken, etwa durch Anleiheprogramme und die Konjunkturpakete der Regierungen, nährten die Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung und sorgten für steigende Kurse nach dem vorherigen Fall. Und auch wenn die Börse durch Spekulationen über die Zukunft mal stärker nach oben oder nach unten ausschlägt, muss es auf lange Sicht immer einen Ausgleich geben zwischen Wirtschaft und Börse. Denn am Ende hängen Konjunktur, Gewinne und Aktienkurse zusammen und Unternehmen können nur so stark oder schwach sein wie die Wirtschaft. Es lohnt sich also für Anleger, auch stets ein Auge auf die aktuellen Wirtschaftsentwicklungen zu haben.

3. „Lege nicht alle Eier in einen Korb“
Aktien, Anleihen, Immobilien oder Fest- und Tagesgeld: In ein Portfolio gehören möglichst verschiedene Anlageklassen. Das steckt hinter dieser Börsenweisheit, die sogar preisgekrönt ist. Denn Harry Markowitz bekam für seine moderne Portfoliotheorie den Nobelpreis, als er nachwies, dass eine breite Streuung auf mehrere Anlageklassen das Risiko im Depot senkt. Der Kerngedanke dahinter ist einfach: Jede Anlageklasse reagiert unterschiedlich auf Entwicklungen am Finanzmarkt. Das zeigt auch die aktuelle Gold-Hausse an den Märkten. Deshalb sollten Anleger auch in Krisenzeiten stets auf Diversifikation in ihrem Portfolio achten. Wie viel Gewicht darin die einzelnen Körbe haben, hängt jedoch von der gewählten Anlagestrategie und der eigenen Risikoneigung ab.